Den Geburtsbericht anfordern

Geburtsbericht anfordern

Eine Geburt verläuft wahrscheinlich in den seltensten Fällen so, wie man es sich als werdende Mutter vorstellt. Nicht wenige Frauen haben auch im Nachhinein mit dem Verlauf der Entbindung einiges zu verarbeiten. Oft kann man später nur schwer nachvollziehen, warum es zu gewissen Situationen und Behandlungen kam. Leider fehlt dem Personal im Kreißsaal immer häufiger die Zeit (oder wie wir es erlebt haben auch die Lust), Abläufe zu erklären und sich mit den Fragen der werdenden Eltern auseinander zu setzen. Endet die Geburt dann noch wie bei uns, in einem unerwarteten Kaiserschnitt, macht es alles nicht gerade leichter. Die Medikamente tun ihr übriges und auch der frisch gebackene Vater kann danach nicht immer alles ganz nachvollziehen.

Warum war es mir wichtig, den Geburtsbericht anzufordern?

Direkt nach der Entbindung schwebte ich im wahrsten Sinne des Wortes auf Wolke 7, meine Muttergefühle schäumten über und auch wenn ich wusste da war etwas nicht in Ordnung, war es mir zu diesem Zeitpunkt noch egal. Meine Hebamme fragte zwar einige Male nach meinem Empfinden, aber ich behauptete immer es sei alles okay. War es aber nicht. Die ersten acht Wochen vergingen und ich habe über dieses Thema weitestgehend geschwiegen. Wenn der Papa von sich aus Familie, Freunden und Bekannten von der Geburt erzählte, habe ich mich zurückgehalten und ihn reden lassen. Nach einer Weile war es auch kein Gesprächsthema mehr und ich habe nur noch meine Gedanken dazu kreisen lassen. Statt die offensichtlichen Fehler der Hebammen im Kreißsaal zu sehen, habe ich bei mir gesucht. Es zerfraß mich innerlich, ich bin so guter Dinge in die Geburt gegangen und war bis zum Schluss offen für alles und wirklich gelassen. Ich nahm die Wehen wie sie kamen und meine Ruhe erstaunte selbst den werdenden Papa.

Nach einigen Wochen erzählte ich ihm von meinem Gefühl versagt zu haben und wir beschlossen uns die Unterlagen aus der Klinik zu besorgen.

Diesen dann schließlich nach Monaten endlich in den Händen zu halten, war schon ein komisches Gefühl. So einfach hat die Station meine Krankenakte nämlich nicht rausgerückt. Verlorene E-Mails, die Zusendung eines Kurzberichts geschrieben wie der Entlassbrief und viele Monate später habe ich die Krankenakte dann endlich erhalten. Diese Vorgehensweise der Klinik ist auch mehr als fragwürdig, aber dazu vielleicht an anderer Stelle mal mehr.

Wie wird ein Geburtsbericht angefordert?

Streng genommen fordert man nicht den Geburtsbericht an, sondern die Krankenakte. Man verfasst einfach ein Schreiben an das zuständige Sekretariat der Klinik und sollte seine Akte kurze Zeit später erhalten. Manche Krankenhäuser verlangen für die Aushändigung eine Gebühr, die aber lediglich in Höhe der Gebührenordnung für Ärzte ausfallen darf und nicht allzu hoch ist.

Mein Schreiben habe ich wie folgt aufgesetzt:

Entbindungsstation XY

Klinikum XY
Straße und Hausnummer
Postleitzahl und Ort

Antrag auf Kopie der Krankenakte

Sehr geehrte Damen und Herren,

in der Zeit vom Datum bis Datum befand ich mich bei Ihnen in ärztlicher Behandlung. Ich bitte Sie hiermit darum, mir die vollständigen Behandlungsunterlagen. Zukommen zu lassen (via E-Mail oder per Post).

Sollten Ihnen Kosten entstehen, übernehme ich diese entsprechend der Gebührenverordnung der Ärzte (GOÄ).

Ich bitte Sie um die Überlassung binnen 2 Wochen inkl. Einer Erklärung über deren Vollständigkeit.

Mit freundlichen Grüßen

Euer Name

Meine Akte zu lesen, hat mir bei der Verarbeitung der Geschehnisse sehr geholfen. Ich konnte anhand der Aufzeichnungen besser verstehen, wie es zu allen Komplikationen kam und was genau eigentlich ursächlich für den Verlauf der Geburt war. Ich kann eigentlich jeder Frau nur raten, die Unterlagen anzufordern. Selbst wenn man eine schöne Geburt hatte und alles gut verlief, können auch später noch Fragen aufkommen, die einem keiner der nicht dabei gewesen ist und die fachliche Kompetenz besitzt, beantworten kann. Der Bericht muss nicht direkt gelesen werden, man kann ihn auch einfach gut wegpacken und sollte man irgendwann einmal Interesse daran haben, weiß man wo man ihn findet.

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